In guten wie in schlechten Zeiten …
… so oder so ähnlich heißt es wohl am Anfang jeder Ehe. Und auch wir haben uns das Versprechen gegeben, alles zusammen durchzustehen und in schwierigen Tagen zueinander zu halten. Das Versprechen gibt Sicherheit und macht einem Mut. Und doch macht es einem von Anfang an bewusst, dass es nicht nur die Tage mit Sonnenschein und Sternenhimmel geben wird.
Und ganz genau so war es auch zu Beginn unserer Reise.
Klar, wir haben uns gefreut auf Lagerfeuer unter Sternenhimmel, morgens ausschlafen, bis die Sonne einen aufweckt, Schlafplätze in der Natur und am Meer, wo sonst keiner hinkommt. Und trotzdem war uns irgendwie auch klar, dass es andere Tage geben wird. Die Tage, an denen es dunkel wird und man immer noch keinen Platz für die Nacht gefunden hat, die Tage, an denen es regnet und es einfach nur eng ist und man sich auf die Nerven geht auf unseren 9 m² Wohnfläche.
Ausgangslage
So richtig Gedanken gemacht, was alles schief gehen könnte, haben wir uns nie – dazu hatten wir einfach keine Zeit. Ich weiß nicht, ob man sonst mit einem fast 40 Jahre alten LKW – der schon bei der Abfahrt so viel Öl verliert, dass der Klärwärter beim ersten Zwischenstopp Angst um seine Kläranlage hat, und mit dem für die ausgiebige Testfahrt in der Nähe keine Zeit mehr geblieben ist – so eine Reise starten würde.
Okay, meine LKW-Fahrerfahrung beschränkte sich auf die Fahrschulpflichtstunden und einen Ölwechsel hatte ich bisher auch nur im Kopf theoretisch durchgeführt, aber die einfache Technik unseres Fahrzeuges machte Hoffnung, dass wir auch in Albanien oder Afrika einen Mechaniker finden, der uns bei einer Reparatur helfen kann.
Und jetzt, nach 4 Monaten unterwegs und 14 000 km im Oldtimer?
Ja, es gab sie, die Abende unter Sternenhimmel am Lagerfeuer, die Stellplätze ganz alleine direkt am Strand, sodass man morgens aus dem Laster ins Meer springen kann, Sonne, tolle Bekanntschaften, und abenteuerliche Strecken, die nur mit Allrad machbar waren – die ganzen Momente, die uns noch unser ganzes Leben begleiten werden. Halt die ganzen Sachen bei denen man Fotos macht, einen Facebook oder Instagram Post und froh ist, losgefahren zu sein.
Bei einer Wüstentour quer durch das Erg Chegaga in Marokko haben wir zusammen mit 3 anderen Fahrzeugen 10 Tage an den schönsten Stellen verbracht. Wir haben hinter Sanddünen gecampt und sind anspruchsvolle Sand- und Steinpisten gefahren. Es ist richtig toll, wo wir überall hinkommen mit unserem Fahrzeug. Wir waren an Orten, da wäre ich alleine in 100 Jahren nicht hingefahren, aber mit erfahrenen Mitfahrenden im Konvoi ist so einiges machbar.
Fremde Leute sind zu Freunden geworden und die Geschichten vom Lagerfeuer, in Marokko auch Nomaden-Fernsehen genannt, werden noch lange in Erinnerung bleiben.
„Horrorgeschichten“
Und ja, es gab sie auch, die „schlechten Zeiten“. Die, die man in Erzählungen immer gerne auslässt, von denen es keine Fotos gibt und die doch irgendwie zu so einer Reise dazugehören.
Irgendwann müssen die „Horrorgeschichten“ für das nächste Lagerfeuer ja auch geschrieben werden und meistens kann man ja sogar später selber darüber lachen oder es zumindest als neue Erfahrung verbuchen …
Schon wenige Tage nach der Abfahrt habe ich nasse Füße …
Benedikt