Der Mythos der zu weichen Edelmetalle

Warum die Einteilung in weich und hart irreführend ist.

Ein Feingold-Innenring wird zusammengefügt und überschüssiges Edelmetall abgeschnitten.

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass weiche Metalle nicht hart genug für Schmuck sind. „Weiches“ Feingold wird auch von uns regelmäßig für Ringe verwendet. Die Unterscheidung von hart und weich funktioniert also nur im Bezug zu anderen Edelmetallen. Zum Beispiel ist Feingold weicher als Titan. Aber beide Materialien sind weit härter als Holz.
Übrigens: Der Begriff „Edelmetalle“ ist auf ihre Seltenheit und ihren damit einhergehenden, hohen Wert zurückzuführen.

Der Mythos der zu weichen Edelmetalle

Was ist der Unterschied zwischen harten und weichen Edelmetallen?

Der Begriff „Härte“ in der Metallurgie bezieht sich auf die Fähigkeit eines Metalls, sich nicht zu verformen. Weiche Metalle sind formbarer, d.h. sie können in komplizierte Formen gebracht werden. Härtere Metalle lassen sich weniger leicht verformen, sind aber auch spröder und daher ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass diese brechen.

Härte versus Sprödigkeit

Im Labor wurden mittlerweile noch härtere Materialen entwickelt, als das bisher härteste der Welt: Diamanten. Es gibt keine natürlich vorkommenden Materialen, die Diamanten zerkratzen könnten.

Aufgrund ihrer Sprödigkeit kann man sie eigentlich nur spalten. Dazu braucht es genug Kraft und Präzision. Denn je härter ein Material, umso spröder wird es.

Metalle sind weniger Hart, weisen dennoch eine gewisse Sprödigkeit auf.
Vielleicht ist es dir schon einmal bei einer Büroklammer aufgefallen: Man kann sie nur ein paar mal hin und her biegen, bevor sie bricht. Um einen Ring also in Form zu bringen, ohne dass die Sprödigkeit zunimmt, muss es zwischendurch ausglühen. Dies nennt man auch Rekristallisationsglühen.

Wie werden Edelmetalle eingestuft?

Es gibt verschiedene Härteskalen.

Es gibt die Härte nach Vickers oder Brinell, welche ein Maß für die nötige Kraft sind um in ein Material einzudringen. Zum Beispiel wie schwer oder leicht ist es, einen Edelstein in das Edelmetall einzureiben.

(Mehr zum Thema Edelsteine fassen findest du hier)

Aber auch die Mohs-Skala, welche auch Ritzhärte genannt wird.
Diese ist besonders bei der Frage interessant, ob Oberflächen verkratzen. Denn ja, jedes Metall kann verkratzen. Jedoch gibt es Metalle bei denen das sehr schwer ist, zum Beispiel Platin oder Palladium, und andere, bei denen es relativ leicht geht: Silber oder Feingold.

Jedoch verwenden wir beim Ringeschmieden kein reines Feingold oder Silber. Wir benutzen Legierungen, kombinieren also Edelmetalle.
Dadurch erhalten wir viel Spielraum bei der Farbgestaltung, aber eben auch sehr widerstandsfähige Trauringe!

Was heißt „weich“ und was „hart“?

Eine Bleistiftmiene hat eine Mohshärte von ca 1,5. – Schon ein Blatt Papier schleift diesen ab.

Silber und Feingold sind die weichsten Metalle, mit einer Mohshärte zwischen 2,5 und 3.

Dem gegenüber stehen Platin und Palladium mit 4,3 bzw. 5.

Das härteste Material, Diamant hat eine Mohshärte von 10.

Diese Härte beschreibt aber nur die Ritzhärte. Also wie Kratzfest das Material ist.
Wenn Kunden uns fragen, ob sich ein Ring aus Gold verformen kann, nutzen wir besser die Brinell-Skala.
Die Härte einer Fichte beträgt ~14 HV, demgegenüber steht eine Goldlegierung wie z.B. Roségold mit 140 – 200 HV und Silber mit ~75 HV.

Gibt es zu harte Metalle?

Tatsächlich wird die Verarbeitung von harten Edelmetallen immer schwieriger, je härter diese werden.
Logisch, denn die Härte beschreibt ja die Widerstandsfähigkeit gegenüber Verformung.
Aber mithilfe von Hitze kann (und muss) man hier arbeiten.
Schließlich soll dein Trauring ja nicht spröde werden.

Bei Materialkombination wie unseren Feingold-Innenringen wird es besonders kniffelig. Denn wir verbinden hier sehr harte und etwas weichere Metalle und das braucht wirklich viel Fingerspitzengefühl.

Wahrscheinlich ist dies einer der Gründe, warum diese Form noch nicht industriell hergestellt wird.

Fazit: Egal ob du von einem Gold-Trauring oder einem Platin-Ring träumst, du musst dir keine Gedanken darüber machen, ob das Metall zu weich oder zu hart sein könnte.
Das machen wir für dich und schmieden die perfekte Lösung, die dir gefällt und zu dir passt.

Der Vorteil von „weicheren“ Metallen

Sehr harte Metalle wie Edelstahl, Titan oder auch Carbon sind in sich sehr starr und halten sehr viel aus.
Das bedeutet aber auch, dass eine nachträgliche Anpassung, also zum Beispiel das enger oder weiter machen schwer bis beinahe unmöglich ist.

Bei weicheren Metallen bzw. Legierungen ist das einfacher möglich.

Daher: Sorgt euch weniger darum, welches Edelmetall genommen wird, entscheidet mehr danach, wie euer Ring am Ende wirken soll! Wir schaffen eine zu euch passende Legierung, die euch euer ganzes Leben lang begleiten kann.

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